Georg Baselitz: Grosse Kunst an feinen Fäden
wissensART - A podcast by Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum

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Wenn große Künstler zusammengeführt werden, entsteht Einzigartiges. So geschehen bei den Salzburger Festspielen 2025. Intendant Markus Hinterhäuser und Konzertchef Florian Wiegand ist es in Zusammenarbeit mit der Galerie Ropac gelungen, Georg Baselitz für die Oper „Die Geschichte vom Soldaten“ von Igor Strawinsky zu gewinnen. Er, einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart, hat die Marionetten entworfen und das Bühnenbild gestaltet. Leonard Winkler, der Bildhauer und Figurenbauer des Salzburger Marionettentheaters, hat die Bündel aus weißen Holzstäben mit riesigen Schuhen sowie markanten und farbigen Köpfen angefertigt. Regie führt Matthias Bundschuh, der hin und wieder poetische Schattenspiele zeigt oder eine Stichflamme, manchmal führt er auch die Puppenspieler sichtbar auf die Bühne. Ein weißes Bettlaken mit schwarzen Pinselzeichnungen reicht für das Bühnenbild. „Die Geschichte vom Soldaten“ von Igor Strawinsky gilt als Schlüsselwerk der musikalischen Moderne; 1918 in Lausanne uraufgeführt, ist es getränkt von den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges. Die 16 Szenen bestehen aus vielen Tänzen, dissonant angeschrägten Streicherklängen, Schlagzeugattacken, luftigem oder grellem Blech. Es ist ein großes Hörvergnügen, diese tolle, charmant-widerborstige Partitur von einem Ensemble zu hören, das Isabelle Faust anführt. Sie ist eine der größten Geigensolistinnen der Gegenwart. Genial fügt sich Dominique Horwitz, der Rezitator, in die Inszenierung ein. Er säuselt als Teufel in Gestalt einer alten Frau, er brummt und schreit, skandiert wie ein Bänkelsänger auf dem Jahrmarkt, immer synchron mit Strawinskys scharfen Rhythmen. Man folgt ihm auch begeistert, wenn er einmal dem Publikum zugewandt und ein andermal den Rücken zukehrend zur Bühne spricht. 80 Minuten großes Opernvergnügen im kleinen Marionettentheater an der Salzach. Keine plumpe Annäherung an die Gegenwart erregt die Gemüter, nur ein Stahlhelm verweist auf der Bühne auf die Gegenwart der Kriege und die Verführbarkeit des Menschen durch den Teufel, der Geld und Macht verspricht. Die Originalpuppen, die Georg Baselitz für diese Produktion geschaffen hat, zeigen die Salzburger Festspiele in Kooperation mit der Galerie Ropac im Foyer des Festspielhauses. Ebenso die Entwurfsskizzen und die Skulptur Pace Piece (2003/04) . Außerdem soll die Inszenierung auf Tournee gehen und im Repertoire des Marionettentheaters aufgenommen werden. Somit schließt sich der Kreis zu den Wanderbühnen der Nachkriegszeit, in der die Oper von Igor Strawinsky geschrieben wurde. Weiterführende Links: #https://salzburgerfestspiele.at #https://ropac.net #https://wissensart.at © Bernhard Müller